November 23, 2021

Strandmüll sammeln an der Cala Agulla

Es gibt einmal im Jahr die internationale Aktion zum Sammeln des Strandmülles, doch leider ist dieser Aktionstag nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Um die gigantischen Menge Müll einmal zu verdeutlichen: es schwimmen derzeit ca. 150 Millionen Tonnen Müll weltweit in unseren Meeren und weitere 10 Millionen Tonnen kommen jährlich weltweit dazu. Drastische Zahlen, die aber uns nicht dazu verleiten sollten, zu resignieren, sondern umzudenken, Müll zu vermeiden und Müll aufzusammeln, denn es ist nicht die Aufgabe von Kommunen oder Behörden alles wegzuschaffen, damit wir uns bequem zurücklehnen können.
Der Müll schädigt den Lebensraum von Generationen.
In einer Zigarette sind tausende von Schadstoffen nachgewiesen und auch der natürliche Papierfilter ist lange Vergangenheit und wurde durch einen Zigarettenfilter aus Zellulose-Acetat ersetzt – einem Kunststoff. Die Zigarettenkippe benötigt dadurch eine schon acht bis zwölf Jahre zur Verrottung und setzt dabei so viele Schadstoffe frei, dass mit einer einzigen schon ca. 1000 Liter Wasser für Kleinstlebewesen verschmutzt wird.

Aus diesem Grunde haben wir uns am 20. November an der Cala Agulla getroffen, um einen kleinen Beitrag zu leisten. Begründet durch die letzten Herbststürme wurde hier sehr viel Müll angeschwemmt. Besonders viele Plastikkanister, die sehr wahrscheinlich von Schiffen stammen oder in entfernteren Gebieten illegal in das Meer entsorgt wurden. Der Meeresmüll stammt zu 80 % aus dem Binnenland und wird über die Flüsse, illegale Müllentsorgung oder dem Tourismus bzw. Freizeitaktivitäten (z. B. Strandmüll) in das Meer eingebracht. Die restlichen 20 % der seeseitigen Einträge verteilt sich zum Großteil auf illegaler Mülleinträge durch die Schifffahrt und Fischerei, verlorene Fischernetze oder Ladung, Offshore Plattformen und Seebergbau.

Ausgerüstet mit Handschuhe, Müllgreifern und Sammelbehältern starteten wir um 9:30 Uhr und waren schon nach kurzer Zeit überrascht, denn die Müllgreifer waren kaum einsetzbar. Da Plastikmüll nicht in angemessener Zeit abbaubar ist, wird er durch die Kraft des Meeres immer weiter zerkleinert, bis nur noch kleinstteiliger Müll oder Mikroplastik überbleibt. Diese Kleinstteile sind nur schwer mit dem Müllgreifer zu fassen und so bedeutete es für alle ein mühsames in die Hocke gehen und die Plastikteile händisch aufzusammeln. Anders wie bei den bisherigen Sammelaktionen, bei denen Zigarettenkippen (Beispiel Ostsee 2019: auf 4,5 km Strandabschnitt wurden ca. 8000 Zigarettenkippen eingesammelt) und Papiertücher einen großen Anteil ausmachten, waren es hier die kleinen Plastikstrohhalme und Ringe von den Verschlüssen der PET-Flaschen. Gerade diese Ringe wie auch Reste von Netzen haben für die Meeresbewohner oder Vögel sehr schmerzhafte Folgen: haben sich die Tiere einmal darin verfangen, so gibt es kaum noch ein Entrinnen.

Mit diesem Wissen und Bildern vor Augen sammelten alle voller Motivation den Müll. Dieser setzte sich aus Strohhalmen, Plastikflaschen, Plastikkanister, Plastikgitter, Zigarettenstummel, Reste von Fischernetzen, kaputten Plastikteilen, Strandartikel wie Taucherbrille, Handtücher und ähnliches zusammen. Recht unauffällig sind neben den 30 Liter Plastikkanister die große Menge an Kleinstplastikteilen. Besonders diese Kleinstplastikteile haben eine viel größere Gefahr in sich wie gedacht, denn sie werden aufgrund ihrer Farbe und geringen Größe von Fischen oder Vögel für Nahrung gehalten und gelangen so in die Nahrungskette.

In der folgenden Grafik (Quelle: BUND) wird noch einmal verdeutlicht, wie der Weg in die Nahrungskette entsteht und am Ende wird auch der Mensch Plastik mit der Nahrung aufnehmen. Denn schon 2018 wurde in einer Pilotstudie von Umweltbundesamt und Medizinischer Universität Wien erstmals Mikroplastik im menschlichen Stuhl entdeckt – und das bei allen acht internationalen Teilnehmern. Der Nachweis ist Bettina Liebmann vom Umweltbundesamt und Philipp Schwabl von der Medizinischen Universität Wien gelungen.

Mit Blick auf diese fatalen Auswirkungen ist das „Vorher-Nachher“-Bild eine riesige Motivation für die kommenden Aktionen. Am Ende kam eine große Menge an Müll innerhalb der zweistündigen Sammel-Aktion zusammen. Besonders erfreulich war, die spontane Unterstützung mancher Strandbesucher, die zum Teil erst durch unsere Aktion auf das Problem aufmerksam wurden. Riesige Freude ist es zusätzlich, einen Teilnehmer am nächsten Tag wieder zu treffen und zu hören: „Ich war gestern in Cala Millor am Strand und habe spontan wieder eine Tüte voll Müll gesammelt, die Aktion hat mich voll angetriggert“.

Mit diesem tollen Feedback bedanken wir uns bei allen Teilnehmern und sind zuversichtlich für die nächsten Aktionen. Und je mehr wir den Leitsatz „Hinterlasse am Strand nicht mehr wie deine Fußabdrücke“ verinnerlichen, je besser wird der Zustand unserer Strände.

Euer grüner Fußabdruck

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